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Kartoffelferien

so nannte man die nun bald anstehenden Herbstferien früher. Doch historisch betrachtet, hatten diese zunächst wenig mit Ferien zu tun. Vor hundert Jahren gab es noch keine leistungsfähigen landwirtschaftlichen Maschinen, um die Kartoffelernte einzubringen. Dies war pure Handarbeit und eine sehr schwere obendrein. Die Kartoffel aber war eine der wichtigsten Früchte, um das Volk zu ernähren und um gerade im Winter dauerhaft satt werden zu können. Denn Einfrieren, Fertiggerichte und importierte Lebensmittel kannte (und konnte) man seinerzeit noch nicht und die Leute waren auch viel zu arm, um sich dieses zu leisten. Deshalb bekamen die Kinder auf dem Land im Oktober schulfrei – nicht aber, um sich zu erholen. Nein, sie mussten mit aufs Feld, um Kartoffeln zu lesen. Das war gewiss kein Vergnügen. Den ganzen Tag mussten mit der Rodehacke möglichst viele Erdäpfel geborgen, in Säcken verstaut und auf den Hof transportiert werden. Die schönsten Erinnerungen der Kinder waren die an die Kartoffelfeuer. Dabei wurde abends, natürlich nach getaner Arbeit, das abgestorbene Kartoffelkraut auf dem Felde verbrannt und in der Glut leckere, neue Kartoffeln gegart, um sie frisch zu verspeisen. Nach dem 2. Weltkrieg waren dann zwar bereits Erntemaschinen im Einsatz, aber sie nahmen nur einen Großteil der Früchte auf und so kamen auch Kinder zum Einsatz, um den Acker zu „stoppeln“, das heißt, die noch verbliebenen Kartoffeln nachzulesen. Damals hatte man noch hohen Respekt vor der Knolle, einerseits wegen der eigenen Arbeit, die man dafür aufbringen musste, anderseits, weil Nahrung sehr eng bemessen war und rationiert wurde. Für heutige Kinder ist das kaum vorstellbar. Bis weit hinein in die 80er Jahre hatte sich die Erntetechnik zwar bedeutend verbessert, aber in der DDR gab es dennoch die Kartoffelferieneinsätze. Diese waren dann nur noch halbtags Ernteaktionen und in der anderen Tageshälfte gab es gemeinsame Freizeitaktivitäten. An letztere erinnert sich sicher der ein oder andere Leser noch gern. Ob Disko, Lagerfeuer oder Gruppenbesichtigungen: das alles waren schöne Ferienerlebnisse. Das vormittags verdiente Geld sparten nicht wenige an, um sich davon ihren Mopedführerschein zu finanzieren. Auch das ist heute nicht mehr vorstellbar.

Warum erzähle ich so viel über früher? Heute haben die Menschen in unserem Land Lebensmittel im Überfluss. Häufig so viel, dass sie das Essen nicht mehr gebührend achten und es teilweise wegwerfen. Man sollte sich aber klar werden, dass im Falle einer Katastrophe wie Hochwasser, Stromausfall oder Sturm die Gefahr besteht, dass Lebensmittel nur noch schwer zu bekommen sind. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt deshalb auf seiner aktuellen Lebensmittelvorsorgeliste natürlich noch immer, einen Kartoffelvorrat anzulegen. Vielleicht nutzen ja auch Sie den Oktober, um sich diesen Vorrat zu schaffen und den wahren Wert der Früchte zu schätzen.

Doch bevor wir in die Herbst(und/oder Kartoffel)-Ferien starten, lassen Sie uns einen Blick zurück auf den September werfen. Dieser begann am 01.09.2024 mit der Landtagswahl. Welche Schlüsse man auch immer aus dem rund einem Prozent der Wählerstimmen zieht, das die beiden führenden Parteien trennt: Die Regierungsbildung wird schwierig und die Art der Kompromisse wird darüber entscheiden, wohin Sachsen sich orientiert. Ich danke den Kolleginnen und Kollegen unserer Gemeindeverwaltung, aber auch den Vielen, die sich zum Teil bereits wiederholt ehrenamtlich engagierten, um das Wahlgeschehen in Großpostwitz und Obergurig abzusichern, vielmals.

In der Septembersitzung des Gemeinderates war eines der zentralen Themen der Beschluss über die Abwassergebührenkalkulation und damit über die neuen Abwassergebühren. Die wichtigste Botschaft ist, dass die Gebühren für die zentrale Schmutzwasserentsorgung – die die meisten Großpostwitzer Haushalte betrifft – gleichbleiben. Die Niederschlagswassergebühr verringert sich sogar. Bei der Einleitung von gereinigtem Abwasser aus privaten Kleinkläranlagen gibt es eine moderate Steigerung. Leider war ein recht massiver Gebührenanstieg für Abwasser aus privaten abflusslosen Gruben sowie für Klärschlamm aus privaten Kleinkläranlagen nicht vermeidbar. In diesen beiden Bereichen haben wir quasi keine Steuerungsmöglichkeiten, da die Gebühr sich vorrangig aus heftig gestiegenen Transportkosten und den vorgegebenen Kosten der Reinigung in der Zentralkläranlage Bautzen ergeben. Mit den neuen Gebühren wollen wir Preisstabilität bis 2027 schaffen.

Am 11.09.2024 richtete die Gemeindeverwaltung „Großpostwitz trifft sich“ aus. Der „Historische Stammtisch Obergurig“ tagte anlässlich seines 280. Zusammenkommens bei uns auf dem Bahnsteig und überreichte eine von ihm gestiftete Tafel mit der Abbildung eines Gleisplanes des Bahnhofes Großpostwitz. Dies war eine schöne Gelegenheit, nicht nur die historischen Verbindungen unserer Gemeinden zu betrachten, sondern sie auch in der Gegenwart mit Leben zu füllen. Trotzdem das Wetter uns nicht ganz so hold war, durften wir doch zahlreiche Gäste begrüßen und zusammen ein paar gesellige Stunden verbringen.

Ebenfalls am 11.09.2024 tagte der neu gewählte Ortschaftsrat Eulowitz zum ersten Mal. Nachdem die Ortschaftsräte verpflichtet waren, wählten sie Frank Lehmann zum Ortsvorsteher und berieten dann zu aktuellen Themen, die den Ortsteil betreffen. Aufgrund besonders intensiver Betroffenheit nahmen dabei die zurückliegenden Starkregenereignisse einen großen Raum ein.

Seit Anfang Juni bereits lädt der Jugendtreff im Gebäude des ehemaligen Jugendclubs an der Güterbahnhofstraße unter Betreuung der AWO Bautzen regelmäßig (jeweils Dienstag und Donnerstag zwischen 15.00 und 18.00 Uhr) alle jungen Leute dazu ein, gemeinsam die Freizeit zu verbringen. Mittlerweile hat sich das Angebot herumgesprochen und die Besucherzahl steigt seit dem neuen Schuljahr stetig. Insbesondere die gleich nebenan gelegene Bikerstrecke zieht fast täglich eine Schar junger Sportler an und verbindet die beiden Freizeitangebote. Ich freue mich, dass die Biker die Strecke tatsächlich als die ihre begreifen, diese ständig weiterbauen und bisher auch die Unterhaltung in eigener Regie erledigen.

Im 2. Septemberdrittel trafen wir uns auch mit den „Machern“ – also den Standbetreibern, Vereinsvertretern und Rahmenprogrammgestaltern – um das diesjährige Glühweinfest vorzubereiten. Ich will nicht zu viel verraten, aber: neben Bewährtem gibt es auch wieder ein paar Überraschungen und alle sind wirklich motiviert.

Im Ortsteil Berge gehen die Bauarbeiten an der Trinkwasserversorgung stetig weiter und die Einwohner zeigen viel Verständnis für die damit einhergehenden Verkehrseinschränkungen. Dies ist nicht selbstverständlich und deshalb sei an dieser Stelle auch einmal Danke dafür gesagt. Entgegen allen Einschränkungen ist ihnen die Feierlust bei weitem nicht vergangen und so feierten sie auf Einladung der „Bergschen Gemeinschaft e.V.“ am 28.09.2024 ein schönes Ortsteilfest.

Die Bauarbeiten am Gesundheitszentrum in Großpostwitz konzentrierten sich im September im Wesentlichen auf die Außenanlagen. Hier kann man einen ordentlichen Baufortschritt konstatieren. Leider mangelt es an Vorleistungen für den Fassadenbauer und deshalb wurde die Verkleidung des Fahrstuhlschachtes deutlich verschoben. Geduld zu üben, bleibt also eine unserer Hauptaufgaben.

Aufmerksamen Beobachtern konnte nicht entgehen, dass in der letzten Septemberwoche am Standort der ehemaligen Schlecker-Drogerie eine ordentlich große Baugrube ausgehoben wurde. Es freut mich sehr, dass damit der Bau des neuen Apothekengebäudes in unserem Ortszentrum begann. Wir wünschen diesem Vorhaben viel Erfolg!

Von der Kartoffel war eingangs des Textes ausreichend die Rede. Deshalb sei allen Kindern und den Familien, denen diese Auszeit
ebenfalls vergönnt ist, schöne Herbstferien beschieden. Kommen Sie alle gesund durch den Oktober!

Ihr Bürgermeister Markus Michauk

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