Aktuelles

„Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit“

Dieses Zitat wird mehreren Quellen, die teils bis in die Antike zurückreichen, zugerechnet.

Einig ist sich die überwiegende Mehrheit unserer Medien in diesem Sinne, dass Russland aktuell viele Falschnachrichten verbreitet und damit Propaganda betreibt. Ist es dann eine „Kriegslist“, dass die westlichen Medien frei und faktenbasiert die Wahrheit berichten? Oder können sie es deshalb auch weiterhin, weil Deutschland „keine Kriegspartei“ ist?

Häufig liest man derzeit in den Nachrichten den Satz: „Die Angaben … können nicht unabhängig überprüft werden.“  Also wird uns nach einer dicken Schlagzeile eine Sachlage umfassend berichtet und dadurch bilden wir uns in der Regel auch unsere Meinung. Doch gleichzeitig wird gesagt, dass die Sachlage ganz anders sein könnte und wir uns damit vielleicht eine falsche Meinung gebildet haben.

Wie schon im Meinungsstreit um die meisten Corona betreffenden Themen, wird es weiterhin hilfreich sein, wachsam zu gewichten, wem Berichte helfen und wem Entscheidungen nützen.

Hier vor Ort beginnen wir nun, einer zunehmenden  Zahl von Menschen zu begegnen, die sich in der Ukraine ihres Lebens nicht mehr sicher waren. Unsere Gäste (vorwiegend Frauen und Kinder) sind noch vor einem Monat früh zur Arbeit oder in die Schule gegangen und führten ein Leben wie Du und ich. Teilweise ist ihr verbliebendes Hab und Gut nun eine Kunststofftüte mit ein paar Sachen zum Anziehen. Ihre Häuser und Wohnungen samt allem darin ließen sie zurück. Die Möglichkeit besteht, dass dies alles bereits zerstört wurde.

Ihnen sollten wir zuhören und dürfen wohl darauf vertrauen, dass sie keinen Grund haben, uns nicht die Wahrheit zu berichten.

Die Hilfsbereitschaft hierzulande ist erfreulich groß. Sachspenden, private Hilfskonvois und viele helfende Hände zeugen eindrucksvoll davon. Eine baldige Rückkehr ist nicht absehbar, denn in ihrer Heimat wird scharf geschossen und es liegen ganze Städte in Schutt und Asche.

Wir sollten unsere ukrainischen Gäste hier willkommen heißen, sie in unsere Gemeinschaft aufnehmen und ihnen eine Perspektive geben. Sehr schnell werden sie Wohnungen, Arbeit, Spracherwerb, Kindergartenplätze, Schule und ein soziales Umfeld brauchen. Damit nicht jeder Helfer auf eigene Faust agiert und möglichst alle Kraft gebündelt wird, wollen wir in der Gemeindeverwaltung Großpostwitz-Obergurig die Aktivitäten für unsere beiden Gemeinden koordinieren. Wir bitten alle, die mitwirken wollen, unseren Gästen den Weg zu ebnen, sich (unter Angabe von Name und Telefon/Mailkontakt) bei uns zu melden. Am einfachsten geht dies unter:

gemeinde@grosspostwitz.de

Es gilt, die Ankommenden - so sie bei uns bleiben wollen – zunächst mittels Formular zu erfassen, ihnen zu helfen, einen Leistungsantrag auszufüllen (damit sie Anspruch auf Geld und soziale Leistungen erlangen) und ein Konto zu eröffnen, sie in freie Wohnungen zu vermitteln, über Arbeitsangebote zu informieren sowie ihnen Zugang zum Gemeindeleben zu verschaffen (zeitnah auch Kita, Schule, Vereine).

Wir suchen deshalb nach Menschen, die über die Sprachbarriere helfen können (ukrainisch, russisch oder englisch).

Wer bereit ist, freie Wohnungen (möbliert, unmöbliert, sofort nutzbar oder renovierungsbedürftig) zu vermieten, melde sich. Die Mietverträge werden dann jeweils durch den Landkreis Bautzen abgeschlossen und von diesem finanziert.

Leere Unterkünfte sollen mit Spenden lebenswert ausgestattet werden. Benötigt werden insbesondere Betten, Schränke, Tische, Kochmöglichkeiten, Waschmaschinen etc., aber auch Helfer zum Einräumen und Transport oder für kleine Reparaturen. Wir bitten Sie, die Ausstattungsgegenstände zu benennen, die Sie bereitstellen wollen (gern mit Foto). Diese werden wir listen und bei tatsächlichem Bedarf abrufen.

Allgemein gilt: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der militärischen Auseinandersetzungen auf uns lassen sich derzeit überhaupt noch nicht erahnen und allein die jetzt ersichtlichen ersten Zeichen – wie Energieverteuerung und entfallende Lieferketten – sind sehr bedrohlich. Auch hinsichtlich des kommunalen Haushaltes kann dies nicht ohne Folgen bleiben und dennoch werden wir mit Augenmaß alle Kraft daran setzen, unsere Gemeinde zu gestalten.

Nachdem ich Ihnen quasi jahrelang über die Fortschritte und Herausforderungen beim Umbau des ehemaligen Bahnhofes zum Verwaltungszentrum für die „Gemeindeverwaltung Großpostwitz-Obergurig“ berichtete, war es nun soweit. Seit Anfang März packten die Kolleginnen und Kollegen in Großpostwitz und Obergurig ihre Arbeitsmaterialien in etwa 800 Umzugskisten und in der Woche vom 14.-18. März zogen sämtliche Möbel in das gemeinsame Gebäude ein. Es galt alles richtig anzuordnen, aufzustellen und einzuräumen, die Technik wieder zum Laufen zu bringen, das Haus übersichtlich zu beschriften und schnell Arbeitsbereitschaft herzustellen. Planmäßig gelang uns dies mit dem 21. März 2022. Und seither stehen wir Ihnen in nahezu allen Belangen unserer Gemeinden gern auf der Bahnhofstraße 2 in Großpostwitz zur Verfügung.

Ich möchte an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und des Bauhofes danken, dass sie diese herausfordernde Aufgabe mit ausgesprochen guter Laune hervorragend lösten. Ihnen – den Nutzern unseres Hauses – danke ich für die Nachsicht hinsichtlich etwaiger Einschränkungen, für die vielen positiven Rückmeldungen sowie die zahlreichen Glückwünsche zum Einzug. Sicher werden wir nun noch etwas Zeit für die Feinheiten brauchen. Die Außenanlagenbauer kommen jedoch sehr gut voran und so kann ich mir vorstellen, dass wir gegen Ende Mai das Gesamtensemble offiziell seiner Nutzung übergeben und die Öffentlichkeit zu einem Tag der offenen Tür einladen.

Nach diesem Großprojekt legen wir die Hände nun keinesfalls in den Schoß. Jedem, der durch Großpostwitz fährt, dürfte aufgefallen sein, dass es seit dem 21. März 2022 eine neue „Engstelle“ auf der B 96 gibt, denn der Tiefbau für die Baumaßnahme „Buswendeplatz Pilgerschänke“ hat begonnen. Er wird auch in den nächsten Wochen die Geduld der Verkehrsteilnehmer fordern.

Die Förderung für die Anpflanzung einer Baumreihe im Bereich der auf Stock gesetzten Pappeln am Gewerbepark Ebendörfel wurde bewilligt und so soll diese nun noch im Frühjahr gepflanzt werden.

Leider muss ich berichten, dass der im Februar beschlossene Haushaltsplan durch die Rechtsaufsichtsbehörde noch nicht beschieden wurde. Da er die Aufnahme eines Kredites für den Umbau des bisherigen Gemeindeamtes zum medizinischen Zentrum enthält, benötigen wir hierzu eine Genehmigung. Die Finanzierung des Vorhabens ist demzufolge noch nicht gesichert und wir können nicht beginnen.

Hinsichtlich des Abrisses des ehemaligen „Schlecker“ haben wir uns im Gemeinderat geeinigt, diesen zunächst zu verschieben und klare Aussagen für einen nachfolgenden Erwerb der Fläche abzuwarten, um die Finanzierung des Eigenanteils abzusichern.

Die Förderung der Wiedererstellung der Ufer- und Böschungsbefestigung am Hainitzer Wasser wurde uns im September 2021 mit einem Bewilligungszeitraum bis Ende 2021 beschieden. Wir beantragten umgehend eine Verlängerung bis Ende 2022, da eine so kurzfristige Umsetzung natürlich unmöglich gewesen wäre. Auf unsere Nachfrage (Mitte Februar) bekamen wir nun mitgeteilt: „Die Verlängerung des Bewilligungszeitraumes bis zum 31. Dezember 2022 erfordert die Zuweisung entsprechender Ausgabemittel durch das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. Da mit einer entsprechenden Entscheidung frühestens im II. Quartal 2022 zu rechnen ist, kann über Ihren Antrag aktuell nicht entschieden werden. Grundsätzlich steht einer Verlängerung des Bewilligungszeitraums sonst nichts entgegen. Im Regelfall ist dies nur eine Frage des Zeitpunkts.“ Ich stoppte umgehend den Ausschreibungsprozess. Im derzeitigen politischen Umfeld (plötzliche und unangekündigte KFW-Förderungsrücknahme, unvorhersehbare Wirtschaftsentwicklung im Rahmen des Russland-Konflikts) können wir nur von einer gesicherten Finanzierung ausgehen, wenn dies auch schriftlich vorliegt. So wir nicht bis Mai eine solche Zusage erhalten, können wir die Maßnahme frühestens 2023 neu angehen.

Wieder also brauchen wir für unsere Projekte einen langen Atem. Darin sind wir geübt, werden ihn aufbringen und Ihnen berichten.

Auch wenn die Inzidenzen scheinbar täglich neue Rekorde aufstellen, deuten heute alle Zeichen daraufhin, dass auch in Sachsen ab April nur noch überschaubare Einschränkungen gelten werden. Hoffen wir, dass wir so nun den Frühling unter Menschen genießen dürfen und wir annähernd an ein normales Leben anknüpfen können.

Da wir uns dabei oft draußen bewegen, will ich hier zwei Gedanken einflechten, die immer wieder an mich herangetragen werden und die für das Miteinander förderlich sein sollten.

Es gibt in unserer Gemeinde eine Reihe von Tempo-30-Zonen, die eingerichtet wurden, um insbesondere Kinder, betagte Personen, Kinderwagen- und Fahrradverkehr besonders zu schützen. Die meisten der Anlieger dieser Bereiche – beispielhaft will ich das Spreetal, die Raschaer Siedlung samt Am Raschaer Berg oder die Ortslage Eulowitz nennen – begrüßen das. Leider vergisst der Eine oder die Andere bei der Ausfahrt aus dem eigenen Schutzbereich, dass auch im nächsten Schutzbereich Menschen leben, die ihre Familienangehörigen lieben und unversehrt wissen wollen.

Hunde werden zu Recht die besten Freunde des Menschen genannt, da sie sehr soziale Züge haben. Hunde sind jedoch Tiere und wissen deshalb nicht, dass Hundekot auf dem Gehweg und in Büschen (wir haben hierfür eigens Sammelbehälter samt Tüten bereitgestellt) unsozial ist. Sie wissen nicht, dass es Menschen gibt, die sich vor ihnen fürchten (deshalb besteht innerhalb der Ortslagen unserer Gemeinde generelle Leinenpflicht). Auch können sie nicht einschätzen, dass sie die Nachbarschaft belästigen, wenn sie mitten in der Nacht oder tagsüber langanhaltend anschlagen und damit den sozialen Frieden stören. Ich freue mich, dass der überwältigende Teil unserer Hundehalter dafür sorgt, dass ihre Tiere nicht zum Ärgernis ihrer Mitmenschen werden, sondern bei der Begegnung beim Frischluftspaziergang verbindend wirken.

Respekt voreinander und Achtsamkeit im Umgang miteinander helfen in der Familie, im Freundeskreis, in unserer Gemeinde und schlussendlich auch unter Ländern, Konflikte zu vermeiden und besser miteinander zu leben. Ob groß oder klein, ein jeder kann dazu beitragen.

Kommen Sie gut in den April!

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Bürgermeister,
Markus Michauk

Zurück